Webbrowser-Sicherheit an sich hat sich in den letzten Jahrzehnten seit ihrer Erfindung und Verbreitung massiv verbessert. Einst waren die größten Gefahren, dass eine Website über einen Exploit in der Browser-Engine direkten Zugriff auf das lokale Dateisystem erlangt. Mittlerweile ist diese Gefahr zwar noch vorhanden, aber bei weitem seltener. Die häufigsten Angriffe auf Browser betreffen nicht mehr den Browser an sich, sondern die Inhalte, die darin dargestellt werden. Da mittlerweile ein Großteil unseres Lebens digital ist und sich dieses digitale Leben zumindest am Desktop und Laptop großteils im Webbrowser abspielt, sind diese Inhalte für Angreifer interessanter den je.
In diesem Blogbeitrag zeige ich ein paar Mittel, um das alltägliche Browsen im Internet sicherer zu machen.
Mein Browser ist zwar auf Englisch eingestellt, ich werde jedoch in diesem Blogbeitrag jeweils die deutschsprachigen Informationen verlinken.

Warum Firefox und nicht z.B. Chrome?

Viele dieser Einstellungen und Erweiterungen sind zwar auch für Chrome verfügbar, jedoch fehlt die meiner Meinung nach wichtigste Erweiterung, Multi Account Containers, bis jetzt in Chromium-basierten Browsern.

Wichtige Erweiterungen

1. Multi Account Containers

Meiner Meinung nach die wichtigste Browsererweiterung, und auch der Grund, warum Firefox der hierfür am besten geeignete Browser ist. Hiermit kann man bestimmte Tabs quasi in ihrer eigenen Browsersitzung laufen lassen. Ich habe hier z.B. für alle Websites, die ich regelmäßig besuche und benutze einen eigenen Container, sodass deren Credentials nicht außerhalb des Containers verfügbar sind. Diese Erweiterung erschwert auch das Tracking etwas.

2. Facebook Container

Quasi ein Addon für das Addon “Multi Account Containers”, das einen vorgefertigten Container für Facebook-Dienste bereitstellt.

3. uBlock Origin

uBlock ist vermutlich der effektivste Ad- und Trackerblocker, den es momentan gibt. Der Hauptgrund einen Adblocker zu nutzen, ist aber weniger, um Werbung an sich zu blockieren (Die Werbung auf bekannten Websites ist in der Regel harmlos), sondern um Tracker (Tracking-Pixel u.a.) sowie fragwürdigere Werbung zu blockieren.
Das Problem mit aktueller Internet-Werbung ist, dass hier effektiv beliebiges Javascript von Höchstbietenden im Browser ausgeführt wird, mit wenig Überprüfung, ob dieser Code tatsächlich nur das tut, was angegeben wird. Hier sind besonders Cryptominer beliebt, es werde aber auch immer wieder Credential Stealer auf diesem Weg verteilt, insbesondere auf Websites, die keine ausreichend restriktiven Cookie-Einstellungen haben.

4. Privacy Badger

Privacy Badger ist ein Tracking-Blocker von der EFF. uBlock Origin deckt diese Funktionalität zwar weitestgehend ab, ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass Privacy Badger mehr Tracker findet als uBlock.

5. Passwort-Manager Ihres Vertrauens

Dies ist in meinem Fall Bitwarden, wofür ich meinen eingenen Vault hoste, kann aber auch z.B. KeePass sein. Der große Vorteil davon, die Browsererweiterung seines Passwort-Managers zu nutzen anstatt die Zugangsdaten von Hand in das Formular zu kopieren ist, dass das ausfüllen auf Knopfdruck bei “typosquatted”-Domains nicht funktioniert.

Wichtige Einstellungen

1. Cookies und Daten beim Schließen des Browsers löschen

Supportseite Cookies und gecachte Daten beim schließen des Browsers zu löschen macht nicht nur Tracking schwieriger, sondern ist auch ein guter Schritt, um Account Highjacking oder ähnliches zu verhindern. Wenn man nicht automatisch eingeloggt wird, kann man seinen Account auch nicht in einem einzelnen Klick kompromittieren.
Wenn man sich auf bestimmten Websites z.B. YouTube, Github, Discord, Facebook… ohnehin in jeder Session einloggt, kann man auch für diese Ausnahmen erstellen, insbesondere falls man sie immer in Multi Account Containern verwendet. (hierbei ist es Hilfreich, darauf zu achten, die richtige Domain für Authentication Cookies freizuschalten, z.B. für YouTube/Google accounts.google.com)

2. Datensammlung von Firefox selbst deaktivieren

Selbst wenn man Mozilla selbst 100% vertraut, ist es trotzdem sinnvoll, die Datensammlung von Firefox im normalen Betrieb zu deaktivieren. Einerseits verringert es unnötigen Traffic, und andererseits können Daten, die nie gesammelt wurden, auch nicht geleakt werden.

3. Firefox-Internen Autofill (Logins/Kreditkarten) deaktivieren (Falls nicht als PW-Manager verwendet)

Ein Passwort-Manager reicht, und es ist nicht sinnvoll, seine Logindaten (auch verschlüsselt) mehr Parteien anzuvertrauen als unbedingt notwendig. Der einzige Haken, der hier gesetzt bleiben kann, ist “Breach Alerts” (Warnungen vor Datenlecks). Diese Funktion kann einen auf geleakte Zugangsdaten hinweisen. Alternativ kann auch die eigene Email-Addresse bei Have I Been Pwned hinterlegt werden.

Optionale Erweiterungen

1. EditThisCookie2

Mit dieser Erweiterung kann man sich die Cookies einer Website ansehen, diese bearbeiten oder löschen.

2. uMatrix

Eine Erweiterte Version von uBlock Origin, die deutlich mächtiger ist, aber auch viele Websites “kaputt” macht. Hiermit können bestimmte Website-Features blockiert oder erlaubt werden.

3. User-Agent Switcher

Mit dieser Erweiterung kann man seinen User-Agent auf den für einen anderen Browser und/oder für ein anderes Betriebssystem ändern. Dies kann nützlich sein, um drive-by Downloads zu entschärfen, vor allem aber um Features, die von der Website offiziell nur in bestimmten Browsern/Betriebssystemen aktiviert werden, auch in anderen Browsern und Betriebssystemen zu nutzen. Wenn eine Website nur Chrome auf Windows unterstützt, kann man sie so trotzdem z.B. mit Firefox auf Linux verwenden.


Erklärungen:

  • “typosquatting” ist das Verfahren, eine Domain zu registrieren, die aussieht wie die Domain des Ziels, in der Hoffnung, dass Opfer über Vertipper (“typo”) auf die Angreiferseite gelangen, oder bei einem Link nicht merken, dass er nicht auf die echte Website führt. Beispielsweise “goggle.com” statt “google.com”